Dieses Buch handelt von Fehlern und Ignoranz, von vertanen Chancen und vom mangelndem Willen zu gestalten. Das Ruhrgebiet hatte viele Möglichkeiten; die meisten hat es nicht genutzt. Keine Region Deutschlands, ja Europas, von dieser Größe wird dilettantischer regiert. Verantwortlich hierfür waren und sind die Menschen, die all das mitgetragen haben. Einleitung Dieses Buch ist ein Rückblick auf ein Thema, das mich seit 1996 beschäftigt. Damals begann ich als Redakteur für das Ruhrgebietsmagazin Marabo zu arbeiten. Zwei Themenbereiche kamen nach und nach in meinen Verantwortungsbereich: die Multimedia-Seite, auf der ich neben der Vorstellung von Computerspielen und neuen Webseiten auch immer mal wieder über netzpolitische Themen berichtete, und die Rubrik „Ruhrgebiet“. In der ging es oft um ein Thema, von dem ich, bevor ich beim Marabo anfing, noch nicht einmal wusste, dass es existiert: Ruhrgebietspolitik. Damals sollte der Kommunalverband Ruhr (KVR) abgeschafft werden, was mich so wenig interessierte wie die Spielstände in der dritten Fußball-Liga Chinas. Der Mann, der das änderte, hieß Frank Levermann. Er war Pressesprecher des KVR und für das Ruhrgebiet ein Glücksfall: Er kannte nicht nur die Geschichte der Region in- und auswendig, sondern er brannte für das Ruhrgebiet und die Idee, dass es zu einer großen Stadt zusammenwachsen könnte. Sein Arbeitgeber, der KVR, war ihm nicht allzu wichtig. Wichtig war, dass der Verband die einzige Klammer des Ruhrgebiets war. Sollte sie wegfallen, müsste man alle Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft, auf eine „Ruhrstadt“ begraben. Nach zwei Stunden im Büro von Frank war ich von der Idee der Ruhrstadt begeistert. Nicht mehr über fünfzig vor sich hin wurstelnde Städte, sondern eine echte Metropole mit fünf Millionen Einwohnern. Größer als Berlin würde sie sein, und wenn all die Potenziale, die das Ruhrgebiet hatte, zusammengelegt würden, auch kein Notfall, der am Tropf finanzieller Hilfen hängen müsste. Frank Levermann begeisterte damals viele Journalisten von der Idee der Ruhrstadt, von der Idee, dass es ein Ende haben müsste mit der Kirchturmpolitik im Ruhrgebiet. (...)